Wäre nicht der glanzvolle Auftritt der weiblichen Jugend A über 4 x 400 Meter gewesen, so hätten die deutschen Leichtathletikmeisterschaften im Nürnberger easyCredit-Stadion für die LG Staufen als Enttäuschung abgehakt werden müssen.

Mädchenstaffel

Traditionsgemäß sind die Mittelstreckenstaffeln der A-Jugend in das Meisterschaftsprogramm der „Großen“ integriert. Mit einer Zeit von 4:02,08 Minuten hatten sich die 4 x 400-m-Mädchen der LG Staufen für Nürnberg qualifiziert und standen an 13. Stelle der 24 Vereine umfassenden Teilnehmerliste. Die Chancen, den Vorlauf zu überstehen und zu den acht Endlauf-Staffeln zu gehören, standen also denkbar schlecht. Hinzu kam, dass das Nesthäkchen des Quartetts, die erst 16-jährige Vanessa Lehnert, noch nie ein 400-m-Einzelrennen bestritten hatte. Lutz Dombrowski: „Wir hatten nur anderthalb Wochen Zeit zur Vorbereitung!“

Jedenfalls begann die Bettringerin als Startläuferin unerhört schnell und musste das auf der Zielgeraden bezahlen. Mehr taumelnd als laufend erreichte sie mit Mühe und Not Svenja Sickinger. Die 800-m-Spezialistin tastete sich wieder an die enteilte Konkurrenz heran. In einer furiosen Aufholjagd machte anschließend Alexandra Kitzenmaier, die baden-württembergische 200-m-Hallenmeisterin, einen Platz um den anderen gut. Schlussläuferin Lea Saur erkämpfte sich schließlich den dritten Rang. Die Uhr blieb bei 3:53,23 Minuten stehen, der insgesamt sechstbesten Zeit! Der neun Jahre alte ostwürttembergische Rekord der LSG Aalen (3:55,37) war gebrochen, das Finale erreicht!

Der Masseur von Dombrowskis ehemaligem Heimatverein Chemnitz half, die Mädchen wieder fit zu bekommen; denn anderntags stand ja der Endlauf an. Dass hier eine nochmalige Steigerung möglich wäre, hielt man für unmöglich. Doch genau dies trat ein: Mit großartigen 3:52,80 Minuten erliefen sich die Rot-Weißen in derselben Besetzung einen zuvor nie erhofften sechsten Platz, was ihren Coach zu der Aussage veranlasste: „Ich bin einfach stolz auf meine Mädels!“

Weniger glücklich schnitt die Männerstaffel über 4 x 100 Meter ab. Kurz nach dem Start des Zeitendlaufes bremste auf Bahn 8 der Startläufer der LG Stadtwerke München aus unbekannten Gründen plötzlich ab, was auch Nils Wacker auf der Bahn 7 irritierte, der von einem Fehlstart ausgehen musste. Nach kurzem Innehalten ging dann aber die Verfolgung los. Stefan Köpf raste auf der Gegengeraden davon, aber dann passierte das Malheur. Matthias Barth übernahm den Staffelstab vielleicht dreißig Zentimeter hinter der Wechselmarke. Sofort hob der Wechselrichter die ominöse Fahne. Als Schlussläufer behauptete sich der A-Jugendliche Andreas Treß sehr gut. Nach dem Zieleinlauf wurden für die LG Staufen zunächst ausgezeichnete 41,99 Sekunden und insgesamt Platz 10 bekannt gegeben, bevor die Disqualifikation ausgesprochen wurde. Immerhin weiß die Staffel jetzt, was sie kann. Schließlich steht der Vereinsrekord schon seit zwanzig Jahren bei 41,97 Sekunden!

Auch im Weitsprung-Wettbewerb wurde Stefan Köpf nicht vom Glück verfolgt. Ein erster weiter Satz war knapp übergetreten. Der zweite war ziemlich verkorkst und wurde mit 7,17 m vermessen. Im dritten Durchgang musste er die letzten drei Schritte verkürzen und kam über 7,35 m nicht hinaus. 7,54 m hätte der süddeutsche Vizemeister für den Endkampf benötigt. Die Enttäuschung über den zehnten Platz war natürlich groß.

Ähnlich sah es im Hammerwerfen bei Alexander Ziegler aus. Beim Einwerfen hatte er noch sensationelle Weiten erzielt, im Wettkampf selbst stand er völlig neben sich. 61,74 m im ersten Versuch, 60,91 m im zweiten und 63,48 m im dritten bedeuteten schließlich Rang 11 für den baden-württembergischen Meister. Warum sein Athlet sechs Meter unter seiner Bestleistung blieb, war für Trainer Fred Eberle rätselhaft: „Alex kann sich das selbst auch nicht erklären. Auffällig war nur, dass die meisten Diskus- und Hammerwerfer mit dem Ring nicht zurechtkamen. Dieser Kreis verzeiht offenbar keinen Fehler.“
Die Speerwerfer litten unter den Wetterkapriolen. Bei strömendem Regen kam lediglich der Leipziger Tino Häber einigermaßen zurecht und holte sich mit 80,15 m überraschend den Titel. WLV-Honorartrainer Peter Esenwein, Stammgast im Gmünder BSZ-Stadion, wurde mit 77,22 m Zweiter. Jetzt wird es im DLV heiße Diskussionen geben, wer für Olympia nominiert wird.

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